Eisenbahn-Blog international

Eisenbahn-Absurdistan Griechenland

Beschmierte Züge überall

Während man im westlichen Südeuropa Eisenbahngeschichte schreibt, hat der Besucher im südlichen Europa den Eindruck, dass alles täglich schlimmer wird.

Eisenbahnen auf dem Balkan gleichen einem gammeligen Eisenbahnmuseum. Wenn überhaupt etwas fährt, ist es in desolatem Zustand. Über Komfort mag dort kein Reisender auch nur nachdenken.

 

Besonders schlimm ist die Lage noch immer in Griechenland. Kaputte, schmutzige Bahnhöfe, beschmierte Züge, die niemand reinigt und immer mehr Sicherheitsmängel, die zuletzt im März 2023 zu einem schweren Unfall mit vielen Toten geführt haben.

 

Eisenbahnkarte Griechenland

Eisenbahnkarte Griechenland. (Bild Copyright Maximilian Dörrbecker)

Inzwischen sind die meisten Strecken stillgelegt, einen Personenverkehr mit dem Ausland gibt es nicht mehr und Bauprojekte scheitern immer wieder an korrupten Strukturen.

Dabei war die Situation einmal deutlich besser. In den 1970er Jahren führen Fernzüge bis nach Deutschland, in die Türkei und die Länder des ehemaligen Ostblocks. Auch im Inland gab es zahlreiche Bahnstrecken, auf denen zumindest gefahren wurde.

 

Besonders traurig ist die Situation auf der Peleponnes. Die Halbinsel im Süden des Landes war gut erschlossen, die wichtigsten Orte – darunter der Fährhaften Patras – mit der Eisenbahn erreichbar. Es gab direkte Verbindungen nach Athen.

Eine Bildersammlung von dort finden Sie hier: https://youtu.be/ilpUZM52Cvk

 

 

Seit 2011 ist praktisch das gesamte Bahnnetz auf der Peleponnes stillgelegt. Bahnhöfe uns Züge gammeln vor sich hin. Eine Neubaustrecke, die zumindest die Hafenstadt Patras mit der Hauptstadt verbinden sollte, endet im Nirgendwo. Reisende werden mit abenteuerlichen Bussen zu den Bahnhöfen gebracht. Keine Frage, dass es in diesen Bussen nicht einmal eine Toilette gibt…

 

Am anderen Ende des Landes, zwischen Thessaloniki und Alexandroupoli fahren aktuell keine Züge. Die Strecke ist in schlechtem Zustand. Der Verkehr weiter in Richtung Türkei ist schon seit Jahren eingestellt.

 

Lediglich die Hauptstrecke zwischen Athen und Thessaloniki sowie einige wenige Nebenbahnen werden noch befahren.

 

Die Hauptstrecke wurden nach 50 Jahren Bauzeit und zahllosen Milliarden aus dem EU-Haushalt aufgewertet. Die Strecke ist inzwischen elektrifiziert und kann in Abschnitten zumindest theoretisch mit Geschwindigkeiten bis 200 km/h befahren werden. Allerdings wurde die Sicherungstechnik nicht eingebaut bzw. nicht in Betrieb genommen. Dies führte im März zu Ausständen der Eisenbahner, die sich weigerten die gefährliche Infrastruktur zu befahren, bis funktionierende Sicherungseinrichtungen zur Verfügung stehen.

 

Wie ist das alles möglich? Eine Frage, die auch Insider nicht mit wenigen Worten erklären können. Es hat auf jeden Fall mit Jahrzehnten korrupter Regierungen zu tun, die einen (Bahn-)  Beamtenapparat aufgebaut hatten, den man in kaum in einem anderen Land findet. Gelder, die meist aus dem Westen kamen, verschwanden in dunklen Kanälen und die Mir-Egal-Mentalität der Bahn-Verantwortlichen haben dem System den Rest.

Die recht neue Regierung unter Ministerpräsident Mitsotakis hat zwar Wirtschafts-Know-How, aber offenbar so viele Probleme zu lösen, dass es noch immer an modernen Konzepten für die Eisenbahn fehlt.

 

In diesem Jahr sind mal wieder Wahlen. Die könnten – nach alter griechischer Tradition – alles noch viel schlimmer machen…

 

Wir haben einige Bilder – teils aus öffentlich zugänglichen Quellen – zusammengetragen, die das Elend der griechischen Bahn eindrucksvoll zeigen.

 

 

Titelbild: Reisezug im Bahnhof Thessaloniki (Foto: Archibild)

 

 
 
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